Körperbau der Libellen


(Am Beispiel eines Männchens der Blaugrünen Mosaikjungfer)

Der Körper der Libellen gliedert sich in drei Teile, nämlich in Kopf (Caput), Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen).
Libelle Körperbau



Am Kopf befinden sich die wichtigsten Sinnesorgane.

Libelle Kopf




Den grössten Teil des Libellenkopfes (Bsp.: Weibchen der Blaugrünen   Mosaikjungfer) nehmen die riesigen Komplexaugen ein, die sich bei den   Kleinlibellen pro Auge aus bis zu 7'000 und bei den grössten Grosslibellen aus bis zu 30'000 Einzelaugen (Ommatidien) zusammensetzen. Libellen sehen damit nicht nur ausgezeichnet, sondern verfügen auch über einen sehr grossen Blickwinkel. Das zeitliche Auflösungsvermögen der Augen ist mit 175 Einzelbildern pro Sekunde zudem wesentlich grösser als beim Menschen (20 Bilder pro Sekunde), so dass Libellen Bewegungen um ein Vielfaches besser wahrnehmen können. Gut zu sehen ist für Libellen überlebenswichtig, deshalb erstaunt es nicht, dass die Augen oft gereinigt werden. Dies geschieht mittels kleiner spezialisierter Dornen an den Innenseiten der Vorderbeine.

Libelle Auge




Libellenaugen besitzen - ähnlich wie die Augen des Menschen - Zonen des schärfsten Sehens. Diese Bereiche befinden sich hauptsächlich auf der Vorder- und Oberseite der Komplexaugen. Mit der Pseudopupille, einem dunklen Fleck, nimmt einem die Libelle wahr. Sie erscheint schwarz, weil sie praktisch alles einfallende Licht aufnimmt.

Pseudopupille




An der Kopfvorderseite befinden sich oberhalb der Stirn die beiden Antennen. An Hand ihrer Verformung durch den Fahrtwind kann die Libelle ihre Fluggeschwindigkeit wahrnehmen. Zwischen diesen Fühlern liegen drei kleine Punktaugen (Ocellen). Es wird vermutet, dass sie optisch zur Flugstabilisierung beitragen.

Antennen bei Winterlibelle

Punktaugen bei Adonislibelle




Der Mund der Libelle besteht aus der von vorne sichtbaren Oberlippe (Labrum) und der Unterlippe (Labium), welche in Ruhestellung die Beisswerkzeuge abdeckt. Beim Fressen werden die paarigen Unterkiefer (Maxillen) zum Festhalten und die kräftigen (paarigen) Oberkiefer (Mandibeln) zum Zerkleinern der Beute eingesetzt.

Maxillen bei Kleinlibelle




 
Die Brust beherbergt hauptsächlich die kräftige Muskulatur der Flügel. Libellenflügel werden von einem dichten Adernetz mit mehreren Längs- und zahlreichen Queradern durchzogen (Das Flügelgeäder ist von Gattung zu Gattung verschieden und spielt daher in der Systematik der Libellen eine wichtige Rolle). Die vorderen Längsadern bilden dabei quasi das Gerüst und verleihen dem Flügel die notwendige Stabilität. Etwa in der Mitte des Vorderrandes befindet sich eine kräftige Querader, der Nodus oder Knoten, an dem der Libellenflügel bei starker Beanspruchung nachgeben kann, ohne abzuknicken. Nahe der Flügelspitze liegt das auffällige Flügelmal (Pterostigma). Als besonders stabile Stelle soll es beim Fliegen ein Zerfetzen der stark beanspruchten Flügelspitze verhindern und hat wahrscheinlich zudem als Unwucht eine aerodynamische Funktion. Optisch dürfte es der Libelle beim Manövrieren zwischen engen Hindernissen helfen, die Flügelspannweite abschätzen zu können.


Flügel von Grosslibelle




Bei vielen Libellenarten liegt unter dem Aussenskelett (Kutikula) ein mehrkammeriges Luftkammersystem, welches die Flugmuskulatur thermisch nach aussen abschirmt.Die Luftkammern der Libellen sind aus Atemröhren (Tracheen) entstanden. Sie bedecken die gesamten Brustseitenflächen und erstrecken sich z.B. beim abgebildeten Vierfleck, bei dem sie durch das durchscheinende Aussenskelett sehr gut zu erkennen sind, über einen Grossteil des Hinterleibs. Bei Grosslibellen enthält auch die Stirn und das Kopfschild einen Luftsack. Das Luftsacksystem vergrössert das Volumen der Libelle, ohne das Gewicht zu erhöhen und verringert dadurch ihr spezifisches Gewicht. Dies erleichtert der Libelle das Fliegen, und zwar umso mehr, je stärker die Luft in den Luftsäcken erwärmt wird. Die Luftkammern haben zudem auch eine isolierende Funktion. Sie minimieren den Verlust von im Körperinnern erzeugter Wärme und schützen zugleich die inneren Organe vor zu grosser Erwärmung durch die Sonne.

Luftkammern bei Vierfleck




An der Brustunterseite befinden sich drei paar dornenbewehrte Beine. Libellenbeine entsprechen dem Grundtyp eines Insektenbeins. Sie sind nur noch bedingt zum Laufen geeignet. Statt dessen funktionieren sie als Greif- und Klammerorgane, mit deren Hilfe Beute ergriffen und festgehalten wird. Die Libellen können sich damit auch gut in der Vegetation verankern und selbst starkem Wind standhalten. An der Innenseite der Vorderbeine befinden sich kleine, spezialisierte Kammdornen, mit denen die Augen gereinigt werden. Beim Fliegen legen Grosslibellen (hier eine Grosse Königslibelle) ihre vier Hinterbeine an der Brustunterseite an. Die beiden Vorderbeine hingegen werden in charakteristischer Weise hinter dem Kopf eingezogen.

Beine der LibelleBeine bei Libelle im Flug




Der Hinterleib enthält neben dem Herz die Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane. Einige Libellenarten besitzen ausserdem sogenannte 'Öhrchen', die nach Literaturangaben beim Zusammenfinden der Geschlechtsorgane helfen sollen, oder auch der Partnererkennung dienen könnten. Am Hinterleibsende befinden sich die Anhänge (Appendices), mit denen die Weibchen ergriffen werden.(Libellenweibchen besitzen ebenfalls obere Anhänge. Diese sind jedoch offenbar funktionslos.)

Hinterleibsanhänge bei Libelle




Der weibliche Geschlechtsapparat befindet sich an der Unterseite am Ende des Hinterleibs. Äusserlich sichtbar ist der Legestachel (wie hier bei einem Weibchen der Blaugrünen Mosaikjungfer), mit dem ein Loch in ein Substrat (Wasserpflanze, aufgeweichtes Totholz, etc.) gebohrt wird (endophytische Eiablage). Beim Zurückziehen legt das Weibchen dann ein Ei in die entstandene Öffnung. Der Legestachel wird aber nicht als Waffe eingesetzt. Dazu eignet er sich gar nicht. Auch Libellenweibchen können also nicht stechen. Libellenarten, die ihre Eier über dem Wasser abwerfen, oder an einem Substrat abstreifen (exophytische Eiablage), besitzen keinen Legestachel. Bei ihnen besteht der Legeapparat lediglich aus einer Legeklappe.

Legestachel bei Libelle


>Die Weibchen der Grossen Heidelibelle (Bild) und
anderer Libellenarten besitzen eine Legeklappe.

Legeklappe bei Libelle
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